1. Der Klimapakt für Gemeinden

Die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 1/5 im Vergleich zu 2005 zu senken, den Gesamtanteil der Energie bis 2020 zu 11 % aus erneuerbaren Energien zu beziehen – das sind die Zielmarken der luxemburgischen Regierung in Sachen Klimaschutz. Die Gemeinden sind dabei unverzichtbare Partner und lokale oder regionale Energie- und Klimaschutzkonzepte wichtige Bausteine für die landesweite Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen.

Der Klimapakt ist ein neues Instrument zur Förderung dieser Bestrebungen vor Ort. Das Gesetz vom 13. September 2012 bestimmt die Schaffung eines Klimapaktes zwischen dem Staat und den Gemeinden. Der Klimapakt ermöglicht eine staatliche Förderung des klimapolitischen Bestrebens der Gemeinden, den Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen innerhalb des Gemeindeterritoriums zu reduzieren und gleichzeitig Investitionen, Wirtschaftsaktivitäten und den Arbeitsmarkt zu stimulieren.

Der Klimapakt wurde vom Ministerium für Nachhaltige Entwicklung und Infrastrukturen ins Leben gerufen. Den Gemeinden, die sich beteiligen möchten, steht es frei, den Klimapakt einzeln oder gemeinsam, in interkommunaler Zusammenarbeit, zu beschreiten. Der Pakt wird durch eine Konvention zwischen dem Staat und einer jeden beteiligten Gemeinde besiegelt. Die Kommunen erklären sich dadurch bereit den Erhalt des European Energy Award® (EEA) anzustreben und innerhalb von zwei Jahren ein sinnvolles energetisches Bilanzierungssystem auf Gemeindeebene zu handhaben. Der Staat garantiert seinerseits die finanzielle und technische Unterstützung im Umsetzungsprozess.

Die Gemeinde Feulen hat bereits 2014 beschlossen, dem Klimapakt-Vertrag vom 9. Dezember 2013 zwischen dem Luxemburger Staat, der Interessengemeinschaft MyEnergy und der Gemeinde Feulen, zuzustimmen

2. Das Klimateam

Motor bei der Umsetzung des EEA-Programmes in der Gemeinde ist das sogenannte Klimateam. Dieses setzt sich neben einem, für die Koordination zuständigen, qualifizierten Klimaberater, nach Wunsch der Gemeinde ebenfalls aus politischen und administrativen Kommunalvertretern, Akteuren der Privatwirtschaft, Bürgern und Sachexperten zusammen.

Die Aufgabe des Klimateams (vgl. Abb.) liegt beginnend in der systematischen Ist-Analyse und Bewertung der bisherigen Erfolge der Gemeinde in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien.

Hierauf folgt das Erstellen eines kurz-, mittel- und langfristigen energiepolitischen Arbeitsprogrammes, welches die Umsetzung von konkreten Maßnahmen für künftige Verbesserungen vorsieht.

Die Kommune verwirklicht die Arbeitsprogramme und begleitet diesen Prozess durch jährliche Erfolgskontrollen, bei denen die erzielten Fortschritte festgestellt werden.

Grundlage des Klimaschutzes der Gemeinde Feulen ist das Leitbild Klimaschutz, das Im April 2018 vom Schöffen- und Gemeinderat in Kraft gesetzt worden ist.

 Leitbild Klimaschutz Feulen.pdf

3. Lokale Klimastrategie

Grundlage zur Erstellung und Verwirklichung der energiepolitischen Arbeitsprogramme ist einerseits ein 79 Punkte führender Maßnahmenkatalog mit konkreten Handlungsansätzen in den Bereichen:

  • Entwicklungsplanung und Raumordnung
  • Kommunale Gebäude und Anlagen
  • Versorgung und Entsorgung
  • Mobilität
  • Interne Organisation
  • Kommunikation und Kooperation

Anhand dieses Kataloges werden die bisher geleisteten Arbeiten der teilnehmenden Gemeinden bewertet.

Für die künftige klimapolitische Ausrichtung der Gemeinde soll mittels eines Klimaleitbilds die Positionierung einer Gemeinde zu den Themenbereichen Energiepolitik und Klimaschutz beschreiben. Darin werden Ziele, Maßnahmen und Projekte formuliert, durch die eine nachhaltige Energiewirtschaft angestrebt wird. Abgestimmt auf die Potenziale und die erwartete demographische Entwicklung wurden Zielstellungen entwickelt, wobei „Nachhaltigkeit » das wichtigste Kriterium allen Handelns darstellt.

Das Leitbild soll im Wirkungsbereich der Gemeinde eine verpflichtende Umsetzung erreichen. Darüber hinaus soll es eine Vorbildfunktion ausüben, die von den Bürgerinnen und Bürgern sowie der kommunalen Wirtschaft positiv aufgenommen und mitgetragen wird.

In einem Soll-Ist-Vergleich sind die einzelnen Handlungsfelder, die mit dem EEA-Maßnahmenkatalog korrespondieren, im Bezug auf die Zielsetzung und Zielerreichung periodisch zu überprüfen (quantitativ und qualitativ), um eine Kontrolle des eigenen Handelns bezüglich der Zielerreichung zu dokumentieren und bei Bedarf nachzusteuern.

Die Gemeinde Feulen ist gerade dabei, eine erste Bestandsaufnahme durchzuführen. Eine Bewertung der Ergebnisse der darin dokumentierten klimarelevanten Arbeiten der Gemeinde wird in einem für Ende 2018 geplanten Audit erfolgen.

4. Arbeitsprogramm

 

Die im Leitbild (das periodisch überprüft und gegebenenfalls adaptiert werden soll) definierten qualitativen und quantitativen Einzelziele sind strategischer Art. Während dort Handlungs­schwerpunkte beschrieben werden, die sich die Gemeinde setzt, werden im Aktivitätenprogramm konkrete Leitprojekte definiert, deren Umsetzung entweder bereits läuft oder die zu einem klar definierten späteren Zeitpunkt starten sollen.

Die Erarbeitung von Aktivitäten und Projekten des Klimaschutzkonzepts der Gemeinde wird vom Klimateam vorbereitet. Neben der gezielten Einbindung zentraler Schlüsselakteure und Multipli­katoren werden nach und nach alle interessierten Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit erhalten, sich aktiv einzubringen.

Ein erstes Aktivitäten- bzw. Arbeitsprogramm für die Gemeinde Feulen wurde vom Klimateam erstellt (2017), wobei sich der Fokus zu Beginn der Klimapaktarbeiten auf eine profunde Bestandsaufnahme und –analyse richtete. Bei diesen Datenrecherchen wurden bereits erste Sofortmaßnahmen in öffentlichen Gebäuden in die Wege geleitet, um offensichtliche Missstände schnellstmöglich beseitigen zu können (Installierung von zusätzlichen Wärmezählern in öffentlichen Gebäuden, nutzeroptimierte Programmierung der Heizanlagen etc.). Auch wurden erste konkrete Aktionen ins Auge gefasst (Umstellen der kommunalen Straßenbeleuchtung auf LED, Schaffung von Fahrradstellplätzen an wichtigen öffentlichen Gebäuden/ Bushaltestellen, Forcieren der Klima- und Energiebildung in der Grundschule etc.)

Weitere Ideen und Ansätze sind vorhanden, einige davon wurden nach der ersten jährlichen Validierung des Aktivitätenplans (2018) bereits auf eine konkrete Umsetzung geprüft. Dabei wurden und werden die Bevölkerung bzw. bestimmte lokale Gruppen aktiv eingebunden, was z.T. durch erste Gespräche mit den lokalen Vereinen sowie dem Lehrpersonal der Primärschule geschieht.

5. Energiebuchhaltung

Ein weiterer wichtiger Baustein des Klimapakts ist die Einführung einer kommunalen Energiebuchhaltung durch die Gemeinde selbst, deren Ergebnisse in das Arbeitsprogramm als auch die lokale Klimastrategie einfließen

Eine Energiebuchhaltung bietet den Kommunen ein nützliches Werkzeug für das Monitoring und die Bewertung der energetischen Qualität von Gebäuden und energietechnischen Anlagen. Denn mit der Energiebuchhaltung für die öffentlichen Gebäude werden Strom-, Wärme- und Wasserverbräuche erfasst, die sich somit darstellen und analysieren lassen. Es können Aussagen zur Verbesserung der Energieeffizienz und zum Einsatz von erneuerbaren Energien der jeweiligen Gebäude gemacht werden.

Somit liefert die kommunale Energiebuchhaltung wichtige Daten für Auswahl und Planung von Verbesserungsmaßnahmen und ist damit eine Basis für Kosten- und Energieeinsparungen.

Die Gemeinde Feulen hat im Frühjahr 2017 mit einer ersten Phase der Energiebuchhaltung für kommunale Liegenschaften begonnen. Dabei wurden diejenigen Gebäude untersucht, die der Gemeinde eigentumsrechtlich gehören, nach großherzoglichem Reglement ein „Funktionsgebäude » darstellen, eine gewisse Mindestgröße (> 50m² Energiebezugsfläche) haben und von der Gemeinde bzw. der Öffentlichkeit genutzt werden.

In einem ersten Schritt werden – sofern vorhanden und verfügbar – die Verbräuche für Strom, Wasser und Wärme der betroffenen Gebäude der letzten drei Jahre vom technischen Dienst eruiert und in der Energiebuchhaltungssoftware „Enercoach » dokumentiert und analysiert.

6. Nutzen des Klimapakts für die Gemeinde


Gemeinden verfügen über viele Möglichkeiten den Verbrauch von Strom und Wärme in ihren Gebäuden zu beeinflussen um dadurch Energie möglichst rationell einzusetzen. Energieeffiziente Geräte führen bereits zu starken Energie- und Kosteneinsparungen. Ein ebenfalls nicht zu unterschätzender Faktor beim Energieverbrauch ist der Umgang mit der Energie: Nutzerverhalten kann den Verbrauch um bis zu 20%-30% beeinflussen.

Die öffentlichen Verwaltungen sind der größte Arbeitgeber in Luxemburg und sind daher von großer Bedeutung in Sachen Energiesparen. Sie spielen eine wichtige Vorbildfunktion und können zur Sensibilisierung der ganzen Bevölkerung beitragen.

Durch den Klimapakt, erhalten der Energieverbrauch und der Klimaschutz eine sehr zentrale Stellung in der Gemeindepolitik. Alle Entschlüsse ob in der Landes- oder Verkehrsplanung, in der Beschaffungs- oder Versorgungspolitik, werden mit nachhaltigen Kriterien abgewogen. Folgende Vorteile wird der Klimapakt den Gemeinden bringen:

  • Sparpotenzial:

Durch eine nachhaltige und energieeffiziente Politik spart die Gemeinde viel Energie und somit viel Geld.

Beispiel: Der Anteil der Straßenbeleuchtung beträgt in vielen Gemeinden ungefähr ca. ein Drittel des kommunalen Stromverbrauchs.  Durch den Austausch alter Lampen in Wohnstraßen durch LED-Leuchten kann der Stromverbrauch für Beleuchtung bis zu 80% reduziert werden.

  • Lokale Wertschöpfung:

Durch den Ausbau erneuerbarer Energien (Holzhackschnitzelanlagen, Pellets, Biogas, Windkraft, Photovoltaik, Wasserkraft) reduziert die Gemeinde ihre Abhängigkeit von den konventionellen Energieversorgern im Ausland (Heizöl, Erdöl, importierter Strom). Die Ausgaben für Energie bleiben zu einem großen Teil in der Region und fließen nicht in die Ölstaaten ab.

Beispiel: Beim Einsatz von Öl oder Gas verbleiben 15% der Energiekosten in Luxemburg, während 75% in die Ölstaaten abfließen. Mit der Nutzung erneuerbarer Energien vor Ort verbleiben bis zu 60% der Energieausgaben in der Region (Solarcomplex, 2012).

  • Lokale Beschäftigung:

Sanierungen von Häusern und Gebäuden, Installation, Wartung und Betrieb erneuerbarer Energie-Anlagen bedeuten häufig Aufträge für lokale Betriebe wie z.B. Handwerker.

Beispiel: Bereits in einem kleinen Ort mit 150 Haushalten fließen bei einem durchschnittlichen Heizölverbrauch von 3.000 l pro Haushalt und Jahr und einem Heizölpreis von 0,77 € pro Liter jährlich fast 350.000€ allein für Heizzwecke ab. Bei einer dezentralen Bereitstellung der Energieträger (durch erneuerbare Energien wie z.B. Pellets) könnten damit bereits einige Familien ihren Lebensunterhalt verdienen.

  • Erhalt unserer Umwelt: Das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung ist es, endliche Ressourcen zu erhalten, die Grundbedürfnisse aller Menschen zu befriedigen und zukünftigen Generationen eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen.

7. Subsidien für Private zum Energiesparen

Im Großherzogtum Luxembourg stehen Privatpersonen, die einen aktiven Beitrag zum Energiesparen in ihrem Haushalt leisten wollen, verschiedenste Förder- und Anreizmöglichkeiten zur Verfügung.

  • MyEnergy (saatliche Beihilfen)

MyEnergy ist die nationale Struktur zur Förderung einer nachhaltigen Energiewende. Ihre Aufgabe besteht darin, die luxemburgische Gesellschaft als Partner und Vermittler bei einer nachhaltigen und effizienten Energienutzung zu unterstützen und zu begleiten. MyEnergy wird vom Luxemburger Staat, vertreten durch das Wirtschaftsministerium, das Ministerium für nachhaltige Entwicklung und Infrastrukturen, sowie das Wohnungsbauministerium unterstützt.

Die Aktivitäten von MyEnergy zielen auf die Reduzierung des Energieverbrauchs, die Förderung der erneuerbaren Energien, sowie auf das nachhaltige Bauen und Wohnen ab. MyEnergy versteht sich dabei als Partner aller Energieverbraucher, um sie bei ihren Anstrengungen hin zu einer nachhaltigen Energiewende zu begleiten und damit zugleich einen Beitrag zur Entwicklung der nationalen Wirtschaft zu leisten.

Für Privatpersonen bietet MyEnergy einerseits eine kostenlose Beratung zu Energiefragen (zum Energiesparen, bei Baumaßnahmen etc.) über eine Telefonhotline oder während eines persönlichen Gesprächs im regionalen MyEnergy-Infopoint oder beim Kunden zuhause an. Die Beratung ist kostenlos und wird von MyEnergy und Ihrer Gemeinde finanziert.

      http://www.myenergy.lu/de/auskuenfte/infopoint

Weiterhin gibt MyEnergy Tipps und Hilfestellungen für den Bereich Wohnungsbau, u.a. hinsichtlich staatlicher Subsidien/ Beihilfen in den Bereichen Neubau und Sanierung von Wohngebäuden

      http://www.myenergy.lu/de/privatpersonen/bestehender-wohnraum-renovierung

      http://www.myenergy.lu/de/privatpersonen/gesetze-und-vorschriften/finanzierungshilfe

 

  • Enoprimes (seitens Enovos)

Basierend auf europäischen Vorgaben, deren Ziel es ist die Energieeffzienz in Europa bis 2020 zu verbessern, hat Enovos das Konzept „Enoprimes » ins Leben gerufen. Es handelt sich hierbei um ein Subventionsprogramm, das Privatpersonen, Unternehmen und Vereinigungen bei der Realisierung von Renovierungsarbeiten und anderen Maßnahmen, die das Ziel der Energieeffzienzoptimierung verfolgen, unterstützt

      http://www.enoprimes.lu

 

  • Kommunale Beihilfen

Die Gemeinde Feulen setzt sich für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Nutzung von Ressourcen ein. Das Ziel ist es, Treibhausgase zu vermeiden und hier vor allem den jährlichen Ausstoß deutlich zu reduzieren.

Dabei trägt die kommunale Infrastruktur nur einen Bruchteil zu den insgesamt ausgestoßenen Treibhausgasen bei. Der größte Anteil wird von den Privathaushalten ausgestoßen, die deshalb in Zukunft bei der Umsetzung energieeffizienter Maßnahmen unterstützt werden.

Die Bewohner Feulens werden dazu eingeladen sich aktiv am Klimaschutz zu beteiligen um gemeinsame Ziele zu erreichen und erhalten in dem Sinne finanzielle Beihilfen für Energieeffizienz

Klimabuet Spezial

Dernière modification le 19.10.2021
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